In der Serie „Muzel“ leben (Mut zur Entwicklung, Umfeld wahrnehmen, Zug lenken, Erfahrung einbinden, Loslegen) nehmen wir uns nun agile Methoden vor.
„Agile Methoden“, ein Begriff, der seit der rasanten Digitalisierungswelle in aller Munde und in allen Köpfen ist. Er ist wichtig, richtig aber vor allem hipp und modern. Eben zeitgemäß. Jeder braucht sie, jeder hat etwas dazu zu sagen… Ja, aber was denn eigentlich? Bei genauerem hinterfragen, fällt schnell auf, dass der Begriff häufig mit Scrum oder Design Thinking in Verbindung gebracht wird. Schöne Namen, die in der Praxis, zumindest im Mittelstand und Kleinunternehmen doch eher befremdlich wirken. Wofür stehen all diese Begriffe? Sind es Werkzeuge? Methoden? Eine grundlegende Einstellung? Im Rahmen mehrerer Gespräche innerhalb unseres Netzwerkes fällt schnell auf, dass die Bedeutung und Wirksamkeit für viele doch recht unklar sind.
Als Modewort verschrien, wird „Agil“ von den einen als die Lösung für alles deklariert, von den anderen hingegen als hohle Worthülse gehasst. Was also steckt denn dahinter?
„Ich dachte, hier geht es um Digitale Transformation, warum beschäftigen wir uns mit agilen Methoden?“, so eine Seminarteilnehmerin. Eine gut gestellte Frage, wenn man bedenkt, dass viele agile Methoden gerne „analog“ statt digital durchgeführt werden. Wo ist hier also der Zusammenhang und warum wird ihnen solch eine Wichtigkeit in neuen Arbeitsalltag bemessen?
Betrachten wir also zu Beginn eine der Gesetzlichkeiten der Welt. Jeder Pol benötigt zum Gleichgewicht das entgegengesetzte Pendent. Braucht Digitalisierung also ebenso seinen Gegenpol, um seine volle Stärke zu entwickeln? Nun sind mittlerweile viele agile Methoden auch auf reinen Online-Wegen durchführbar. So hinkt dieser Vergleich an dieser Stelle scheinbar.
Gehen wir daher auf die Begrifflichkeit und damit auf das Prinzip selbst ein.
AGIL wird im Wörterbuch mit > von großer Beweglichkeit zeugend; regsam und wendig < beschrieben. Häufig wird agil mit „flexibel“ also biegsam und elastisch gleichgesetzt. Ein Graus für jeden, der Planungssicherheit sucht.
So gibt es in den meisten Unternehmen die grundlegende Jahresplanung. Sie legt fest, was wer wofür in welcher Höhe tun und lassen darf. Am Ende steht dort die Summe X und ein festgelegter Pfad, der nicht zu verlassen ist. Beides bestimmt das gesamte Jahr.
Nun, Hand auf´s Herz:
Wie oft passen Sie Ihre Planung an?
Wie genau passen die geplanten Summen oder Handlungen auch noch nach 6 Monaten? Und was tun Sie, wenn sich lukrative neue Möglichkeiten bieten, diese aber nicht im Plan waren?
Richtig. Sie wägen ab. Was muss aus dem Plan weichen oder ergänzt werden. Im weitesten Sinne ist Agilität nicht anderes. Es bedeutet keineswegs, den großen Plan komplett umzuwerfen. Vielmehr geht es darum, Impulse, Änderungen oder Chancen in dem Moment zu nutzen, wenn sie sich ergeben. Wer weiß schon, ob sich diese im nächsten Jahr erneut bieten? Genauso verhält es sich natürlich mit Krisen. 2020 war hier DAS Paradebeispiel. Wer konnte das voraussehen? Wer hatte diese Entwicklung tatsächlich im Plan? Welches Traditionsunternehmen war bereits zum Großteil digital eingestellt?
Wer an dieser Stelle eine bildliche Lösung sucht, soll nicht enttäuscht werden:
Sie stehen an der Ampel. Am Bordstein auf der Straße ist eine riesige Pfütze. Sie sehen, das Auto auf der Straße will um die Ecke biegen, an der Sie stehen. Bleiben Sie stehen und werden nass oder weichen Sie zurück?
Bleiben Sie stehen, schwappt die Pfütze über Sie. Sie gehen vermutlich zurück, müssen sich umziehen. Sie verpassen vermutlich Ihren Termin und der Tagesplan ist vollkommen durcheinander. Von Ihrer Laune ganz zu schweigen.
Weichen Sie zurück, bleiben Sie trocken und kommen rechtzeitig zu Ihrem Termin. Sie haben situationsbedingt Ihr Verhalten angepasst, schnell reagiert. Ihrem Tagesplan steht (vorerst) nichts im Weg.
Sie haben gezögert? Dann werden Sie wohl ebenso nass. Es sei denn, ihr Kollege oder ein anderer Passant zieht Sie rechtzeitig zur Seite.
Dieses Beispiel verdeutlicht, die Vorteile agiler Methoden für Unternehmen:
Für wen sind agile Methoden nun einsetzbar?
Zwar entstammt der Begriff ursprünglich aus der Softwareentwicklung, ist aber für jedes Unternehmen, ob groß oder klein, und auch als Privatperson einfach einsetzbar:
Letztlich muss nun noch der Wald vor lauter Bäumen gesehen werden. Welche Methoden gibt es? Die bekanntesten Methoden sind wohl folgende:
Doch das ist eben nur die halbe Wahrheit. Die Methoden sind
so vielfältig, dass wir an der Stelle nicht alle aufführen können. Insgesamt
gibt es weit mehr als 560 Methoden, die das Arbeiten erleichtern und mehr
Effizienz bringen sollen. @Christian Buchholz
und @Benno van Aerssen
haben sich die Mühe gemacht, 555 Methoden zu katalogisieren. An dieser Stelle
möchten wir für alle tiefer Interessierten mit „Das große Handbuch Innovationen“
eine Buchempfehlung aussprechen. Hier können Sie sogar online nach geeigneten
Methoden filtern.
Das Besondere an agilen Methoden sind die Individualität und Kreativität. Man bedient sich hier den unbewussten menschlichen Grundmotiven Balance, Dominanz und Stimulanz, und kombiniert diese mit dem Emotionssystem des Menschen Abenteuer, Thrill, Disziplin, Kontrolle, Fantasie, Genuss. Zusammengefasst hat dies die Gruppe Nymphenburg in der bekannten Limbic® Map.
Viele Techniken aus dem Coaching-Bereich werden somit mehr und mehr alltagstauglich oder gar bekannte Kinderspiele bewusst eingesetzt. Besonders effizient werden verschiedene Methoden, wenn sie kombiniert werden. Dabei reicht die Komplexität von sehr simpel bis schwierig.
Um dennoch Orientierung zu geben, lassen sich die Methoden folgenden Clustern zu ordnen:
Welche Methode für Dein Projekt und Deinen Unternehmenstyp am besten passt, können wir pauschal nicht beantworten. Aber wir finden es bei einem kostenfreien Erstgespräch gemeinsam heraus. Schreib mir einfach unter sophie.lewin@mindway.jetzt oder per LinkedIn @Sophie Antoinette Lewin